Die Manufaktur – 5 – Benno
5 – BennoAls ich aufwachte, lief der Tag bereits auf vollen Touren. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mir klarzumachen, wo ich war. So langsam dämmerte es mir, dass ich in der letzten Nacht ein geradezu unglaubliches Erlebnis – nein – MEHRERE unglaubliche Erlebnisse gehabt hatte. Ich hatte eine hübsche Frau kennengelernt, mich von einer Maschine masturbieren lassen und war am Ende von der Erfinderin dieser Maschine vernascht worden… dies war jedenfalls meine Wahrheit.
Vielleicht sah Leonie das etwas anders, schließlich hatten wir uns beide gehen lassen und ließen uns beide von unserer gegenseitigen Leidenschaft und Geilheit überwältigen. Mir schien die Sonne direkt ins Gesicht. Die Vorhänge in Leonies Schlafzimmer war teilweise aufgezogen. Ich sah neben mich, aber bemerkte, dass ich alleine war. Die Tür zum Bad stand weit offen, aber auch dort war niemand. Ich wälzte mich aus dem Bett und ging zu der kleinen Bank, auf der meine nun trockenen Sachen lagen.
Ich zog mich an und ging suchend nach nebenan ins Loft. Auch hier herrschte gähnende Leere. Dafür hörte ich von unten ein paar gedämpfte Stimmen, die durchs Treppenhaus zu mir hinauf drangen. Vorsichtig betrat ich die Treppe und ging nach unten in den Laden. Der Vorhang zum Verkaufsraum war zugezogen, aber der andere Vorhang, der in den Ausstellungsraum führte war geöffnet. Von dort hörte ich Leonies Stimme, die sich mit einem Mann zu unterhalten schien.
Ich betrat den Raum und sah, dass Leonie mit einem älteren Mann, ich schätze ihn so Mitte sechzig, redete. Er war etwas untersetzt und übergewichtig, mit längeren strähnigen grauen Haaren. Sie schien energisch auf etwas zu bestehen, was dem Mann zu missfallen schien. Er wandte mir seitlich den Rücken zu und schüttelte den Kopf, während er etwas Unverständliches vor sich hin brabbelte. Leonie bemerkte mich und lächelte mich plötzlich direkt an: „Hey, da bist Du ja endlich.
Schlafmütze!“Der Kopf des Mannes drehte sich in meine Richtung: „Aha… das isser also“, nuschelte er. „Benno“, sagte er knapp, und hielt mir seine Hand entgegen. „Was bin ich?“, gab ich etwas dämlich zurück. „Na Leo’s neue Bekanntschaft“, gab Benno zurück. Ich blickte Leonie etwas hilflos an: „Dein Dad?““Nein“, antwortete sie. „Benno ist der gute Geist der Firma. Ein alter Freund meines Vaters, Ideengeber und handwerkliches Multitalent. „“…und Dein Patenonkel“, brummelte Benno hinterher. Benno musterte mich von oben bis unten: „Sei bloß lieb zu meiner Kleinen“, sagte er.
„Sie hat schon viel einstecken müssen. Wenn Dir was an ihr liegt, dann verarsche sie nicht. „Einigermaßen perplex schaute ich Benno an… dann zurück zu Leonie… und wieder zu Benno. Ich begriff nicht so ganz, was Benno meinte. Wurde ich etwa gerade in Besitz genommen? Zugegeben, mir hatte der letzte Abend und vor allem die letzte Nacht sehr gefallen. Leonie war zweifelsohne eine hübsche Frau, die zu wissen schien, was sie wollte. Ich fragte mich nun, was genau das war.
Wollte sie etwa MICH? Nun, ich war prinzipiell nicht ganz abgeneigt, trotzdem kam mir das etwas plötzlich. Ich lächelte also etwas unverbindlich: „Weshalb sollte ich hier irgendwen verarschen?“, fragte ich. „Erstens ist das nicht mein Stil und zweitens weiß ich ja noch gar nicht, was mich hier bei Euch eigentlich erwartet. „Ich hob meine Hände leicht nach vorn und ging auf Leonie zu. Sie tat es mir gleich, kam zu mir und nahm meine Hände in ihre.
Dann ging sie auf die Zehenspitzen und drückte mir ein kleines Küsschen auf die Lippen: „Keine Angst. Hier passiert niemandem etwas. Benno passt eben nur gut auf mich auf. Das hat er Paps versprochen. „“Ja und das ist auch bitter nötig“, kam es von dem Griesgram zurück. „Du gerätst immer wieder an die Falschen. „“Ich bin alt genug. Und jetzt ist Schluss. “ Leonie wurde etwas ungehalten. „Du bist wie ne alte Glucke. So wie Du Dich manchmal benimmst, vergraulst Du mir viele nette Leute.
„Benno schaute etwas angesäuert. Er brummelte noch etwas in seinen Dreitagebart, drehte sich um und ging zur hinteren Wand, wo er hinter einem weiteren Vorhang, den ich bisher als Wandbehang wahrgenommen hatte, verschwand. Anscheinend ging es dort in einen weiteren Raum. „Wer ist Benno?“, fragte ich. „Was tut er für Dich?““Benno hat früher mit meinem Dad gearbeitet“, sagte Leonie. „Sie haben beide die Firma aufgebaut. Dad hatte die meisten Ideen und das Verkaufstalent und Benno hat goldene Hände, was den Bau der Maschinen und Toys angeht.
„“Und was sollte der Vergleich mit einer Glucke?“, fragte ich. „Na ja, er sieht mich quasi als seine Tochter an. Bin ich ja auch fast. Er passt eben gut auf mich auf. Manchmal zu gut. Er vergisst dann, dass ich mein eigenes Leben lebe. „“Hmmm…“, setze ich an. „Und was meint er mit ’schon viel einstecken müssen‘?““Früher gab’s mal einen Typen, der hatte es auf die Firma abgesehen. Er hat versucht, über mich an den Laden hier ranzukommen“, entgegnete Leonie.
„Erst war er freundlich, hat mir Geschenke gemacht, schick essen, Urlaub und so weiter… das ganze Verwöhnprogramm. Nach ein paar Wochen wollte er dann Ideen in die Firma einbringen… ‚Neue Impulse geben‘, wie er sagte. Als wir gemerkt haben, wie der Hase laufen sollte, war es schon fünf vor zwölf. Zum Glück laufen 40 Prozent der Firma auf Benno, und der hat ‚No‘ gesagt, als Mister Wichtigtuer schon mit einem Scheck in der Tür stand.
„“Und war das denn so verkehrt, was er vorhatte?“, fragte ich. „Wir haben gesagt, wir brauchen noch ein bisschen Bedenkzeit. Das Konzept war nicht ganz das, was uns vorschwebte. Da wurde der Kerl von einer Minute auf die andere stinkig. Da war alles klar. Dem Mann war ich egal, nur die Firma war wichtig. Später haben wir dann erfahren, dass er einen Investor in Holland an der Hand gehabt hat, der die Manufaktur für ein Vielfaches kaufen wollte.
„“Tja, Arschlöcher gibts eben überall“, sagte ich. „Wenn ich mir Benno so anhöre, dann hast Du Dich wohl auch in diesen Mistkerl verliebt… oder?““Ja… hatte ich“, kam es kleinlaut zurück. „Seit dem macht er einen auf Bulldogge und lässt keinen an mich ran. „“Und weshalb war er jetzt auf einmal so zahm?“, fragte ich. „Ich hab ihn gebeten, Dir nicht ans Bein zu pinkeln. Ich glaub, ich mag Dich“, entgegnete Leonie etwas mädchenhaft schüchtern.
Ich konnte nicht anders, als sie anzulächeln. Ich fand es süß, wie sie mich auf einmal so halb von unten anschmachtete. „So so… Du magst mich also“, sagte ich mit warmem Ton in meiner Stimme. „Ich mag Dich auch… nicht nur, weil wir so eine schöne Nacht hatten. „“Ach, weshalb denn dann?“, fragte sie mich, nun wieder etwas frecher. „Nicht NUR…“, entgegnete ich. „Ich kann Dir nicht so genau sagen, was es ist, aber ich hab da so ein Bauchgefühl und meinem Bauch, kann ich eigentlich immer trauen.
„Leonie schlang plötzlich ihre Arme um mich. Ihren Kopf legte sie mir an die Brust. Mit einem kleinen Seufzer flüstert sie: „Ach ja, es wäre schön, endlich mal wieder jemanden richtig gern haben zu dürfen. „.
Keine Kommentare vorhanden